Nutzen des Schachspiels
“Soll mein Kind Schach lernen?” — aber natürlich doch! Schach ist nämlich nicht mehr und nicht weniger als das spannendste, abenteuerlichste, schwierigste und zugleich schönste Spiel der Welt!
Schach fordert und fördert eine Fülle positiver Eigenschaften. Neben den für das Spiel unmittelbar wichtigen Fähigkeiten wie räumliches Vorstellungsvermögen, Mustererkennung, Vorausberechnung, Phantasie und Rechenvermögen sind zahlreiche “Sekundärtugenden” notwendig: Ein gutes Gedächtnis, Konzentration und Ausdauer, logisches Denken, Urteilsvermögen und Entscheidungskraft, ein souveräner Umgang mit Erfolg und Misserfolg, Einhaltung von Regeln u.a.m. Diese Eigenschaften werden beim Schach nicht nur vorausgesetzt, sondern bei der intensiven Beschäftigung damit auch trainiert und gefördert.
Viele davon kennen wir als Schlüsselqualifikationen, die für den schulischen und beruflichen Erfolg, aber auch für die Entwicklung der Persönlichkeit entscheidend sind. Von der Beschäftigung mit Schach können Kinder für ihr weiteres Leben nur profitieren!
“Schach ist der Probierstein des Gehirns”, sagte der große deutsche Dichter Goethe einmal. Schach ist aber auch der “Probierstein des Charakters”.
Kinder müssen nicht nur gewinnen lernen — sondern auch verlieren. Das ist für manch einen fast genauso schwer. Denn Schach ist kein Glücksspiel, es ist die unmittelbare Auseinandersetzung zweier Spieler. Allein deren Können, Kreativität und Erfahrung entscheiden über Sieg und Niederlage. Es gibt keine Würfel, keine Zufälle im Spiel, keine Fehlentscheidung eines Schiedsrichters; kein Gegenwind, keine technischen Geräte, die versagen können. Es gibt keine Entschuldigung. Hat man verloren, war der Gegner eben besser. Das zu akzeptieren fällt schwer — Kindern besonders. Doch Verlieren kann man genauso lernen wie Gewinnen. Und das macht Schach so wertvoll gerade für Kinder, deren soziale und emotionale Fähigkeiten in einem bestimmten Entwicklungszeitraum nicht mit ihrer geistigen Kompetenz mithalten können.
1. Schach ist Mythos:
Schach nimmt zweifellos eine besondere Stellung unter den Spielen ein. “Schachspieler” — das ist in den Augen der meisten Zeitgenossen ein Qualitätssiegel. Vor allem Kinder erzählen stolz davon, dass sie Schach spielen können. “Ich kann Halma” wird dagegen keine Begeisterungswellen auslösen …
2. Schach ist Geschichte:
Die Regeln des Schachspiels haben sich etwa im 7.Jh. zunächst in Indien entwickelt. Über die Araber kam das Schachspiel nach Europa, zunächst nach Spanien, das Jahrhunderte unter der Herrschaft der Mauren stand. Um das Jahr 1100 herum hatte das Schachspiel sich bereits so weit etabliert, dass es neben Reiten, Fechten, Bogenschhießen, Schwimmen, Dichten und Vogelfang zu den ritterlichen Tugenden zählte.
Im Laufe der Geschichte hat sich auch das Schachspiel weiter entwickelt. Als sich im Übergang zur Neuzeit das Tempo des menschlichen Lebens infolge der technischen Entwicklung beschleunigte, veränderten sich auch die Regeln des Schachspiels:
Dame und Läufer wurden zu langschrittigen, starken Figuren,
die Einführung der Rochade erlaubte ebenfalls eine schnellere Mobilisierung der Kräfte — das gesamte Spiel wurde
wesentlich dynamischer, interessanter und — schwieriger! Aus der Rückschau ist erkennbar, dass Umwälzungen in Kultur und Gesellschaft immer wieder dazu beitrugen, auch im Schachspiel neue Strategien zu entdecken.
3. Schach ist Literatur:
Über kein anderes Spiel sind auch nur annähernd so viele Bücher geschrieben worden wie über das Schach — man schätzt ihre Zahl auf über 100 000 Titel! In über 1000 Jahre alten arabischen Manuskripten finden sich Endspielanalysen (die “Mansuben”), die bis auf den heutigen Tag gültig sind und daher mit einigem Recht als die Ursprünge der Endspieltheorie gelten.
Nach der Erfindung des Buchdrucks durch Gutenberg gehörten Schachbücher zu den ersten gedruckten Büchern überhaupt.
4. Schach ist Kunst:
Auch das Element der Ästhetik im Schach lässt sich historisch weit zurück verfolgen. Offenbar haben sich die Schachspieler schon immer v.a. für solche Partien begeistert, die nicht allein auf Grund eines oder mehrerer klarer Fehler einer Partei entschieden
wurden, sondern in denen nur ein einziger, exakt vorgezeichneter und schwierig zu findender Weg zum Erfolg führte. Aus arabischen Handschriften kennen wir Schachstellungen wie das “Matt der Prinzessin Dilaram”, bei denen nicht nur eine beeindruckende schachliche Idee präsentiert, sondern auch eine Geschichte erzählt wird, bei welcher Gelegenheit dieses Matt gespielt wurde. Dabei ist wie bei vielen späteren Veröffentlichungen nicht mehr zu ermitteln, ob es sich tatsächlich um eine gespielte Partie handelte oder um eine erfundene Stellung.
5. Schach ist Wissenschaft:
Das Schachspiel wird bereits seit über 1000 Jahren mehr oder weniger systematisch untersucht. Im Laufe der Zeit haben sich eine Fülle von Regeln und Gesetzmäßigkeiten herauskristallisiert, die beim Spiel zu beachten sind. Vor allem die Schlussphase der Partie, das Endspiel, ist inzwischen gut erforscht. Es gibt sehr viele bekannte Stellungen und Verfahren, deren Kenntnis für den ambitionierten Spieler unerlässlich ist.
6. Schach ist Sport:
Der Wettkampfcharakter zählt ebenfalls zu den Dingen, die für das Schachspiel von Anfang an charakteristisch waren. So groß die Freude über gelungene Spielzüge auch sein mag, Siege sind für die meisten Schachspieler doch das Salz in der Suppe — für Kinder und Jugendliche allemal. Neben dem rein schachlichen Wissen und der möglicherweise vorhandenen Begabung sind viele weitere Faktoren für den Erfolg im Schach ausschlaggebend. Konzentration und Ausdauer zählen unbedingt dazu. Eine gute körperliche Verfassung ist deshalb für einen Schachspieler eine wichtige Voraussetzung. Die Spitzenspieler von heute betreiben alle systematischen
Ausgleichssport, um sich die körperliche Fitness zu holen, die man für die Strapazen eines Schachturniers benötigt.
Eine selbstverständliche Voraussetzung ist es, sich an die Regeln zu halten: Nicht nur an die Spielregeln, sondern auch an die zahlreichen Bestimmungen über den Umgang mit dem Gegner. Wie andere Sportarten auch stellt das Schachspiel eine Möglichkeit dar, in einen
friedlichen Wettstreit einzutreten und so zur Verständigung zwischen Menschen beizutragen — über gesellschaftliche, religiöse oder nationale Unterschiede hinweg. Diesen Anspruch unterstreicht die FIDE (Weltschachverband) mit ihrem Leitspruch:“Gens Una Sumus” (Wir sind eine Familie).
Der renommierte spanische Schachjournalist Leontxo Garcia nennt in der Fachzeitschrift “KARL” zehn Gründe für die Förderung des Schachs:
- Schach hilft in jedem Alter bei der Entwicklung der Intelligenz, vor allem aber bei Kindern.
- Schach verzögert den kognitiven Verfall im Alter.
- Schach hat sich in verschiedenen sozialen Umfeldern als nützlich erwiesen (z.B. bei hochbegabten, hyperaktiven oder autistischen Kindern).
- Schach ist der einzige Sport, der über das Internet praktiziert werden kann.
- Schach ist universell (es kennt keine Altersunterschiede und es gibt 170 Länder, die der FIDE angehören).
- Schach kostet wenig.
- Schach gibt einem Sponsor ein positives, mit Intelligenz verbundenes, Image.
- Schach besitzt eine dokumentierte Geschichte, die fünfzehn Jahrhunderte zurückreicht.
- Schach ist mit Kultur, Kunst und Wissenschaft eng verwoben.
- Schach bringt faszinierende Persönlichkeiten hervor.