Deutsche Schulschachmeisterschaften 2025

Fre­itag

Früh am Mor­gen um 8:15 Uhr trafen sich unsere Thüringer Lan­desmeis­terin­nen Sask­ia Hilde­brandt, Clara Möller, Mia „Kosti“ Kost und Tilia Hüb­n­er, sowie Schachlehrer Markus Boden­sohn am Gothaer Bahn­hof, um gen Nor­den zur Deutschen Schulschachmeis­ter­schaft der Mäd­chen zu reisen.

Die Anreise ver­lief über­raschend schnell, und das nicht nur, weil fast alle Bah­nan­schlüsse erre­icht wur­den (auf 7 Stun­den geplante Zug­fahrt kam lediglich eine halbe Stunde Ver­spä­tung): Neben üppigem Pro­viant, ver­schiede­nen Spie­len und Black­sto­ries wur­den auch schon die ersten Train­ingspar­tien aus­ge­focht­en, analysiert und teil­weise durch das nicht ganz flächen­deck­ende Netz auch mal sabotiert.

In Kiel angekom­men war es nur noch ein Katzen­sprung zur Her­berge, die gle­ichzeit­ig Wet­tkampf­stätte war. Hier ließ man den Tag gemütlich bei her­rlichem Wet­ter ausklin­gen, um Kraft für die bevorste­hen­den, anstren­gen­den Tage zu sam­meln. Je drei Langzeit­par­tien am Sam­stag und Son­ntag, sowie eine let­zte Spiel­runde am Mon­tag standen unseren Mädels bevor: Ein angesichts der Länge ein­er solchen Par­tie extrem stram­mer Zeit­plan, der den Spielerin­nen starke Ner­ven, großes Durch­hal­tev­er­mö­gen und vor allem inten­sive Konzen­tra­tion abver­lan­gen würde.

Sam­stag

Die Aufre­gung lies unsere Spielerin­nen nicht los, was sich in ein­er nicht allzu erhol­samen Nacht wider­spiegelte. Umso wichtiger, dass die let­zten tak­tis­chen Finessen beim Früh­stück und ein­er großen Tasse Kaf­fee aus­gelotet wur­den, bevor wir aus­gerüstet mit dem Logo unsere Schule und den für diese Meis­ter­schaft ange­fer­tigten Team-Kettchen den Turnier­saal ansteuerten.

Unsere Auf­stel­lung für das Turnier war fix: Sask­ia über­nahm die Posi­tion der Mannschaft­skapitänin an Brett 1. An Brett 2 spielte Clara, gefol­gt von Kosti auf Brett 3. Hin­ten an Brett 4 sollte uns Tilia die Punk­te sichern.

In der Eröff­nungsrunde des Turniers trat­en wir gegen das Gym­na­si­um Geretsried an.

Sask­ia spielte an Brett 1 gegen Char­lotte Prokscha, die bere­its für den FC Bay­ern München in der zweit­en Schachbun­desli­ga der Frauen „auflief“. Eine schein­bar über­mächtige Geg­ner­in, gegen die sie aber mutig auf­spielte und sich durch eine sehr scharfe Eröff­nung sehr offen­siv zunächst bess­er posi­tion­ieren kon­nte. Nach einem fast 2 Stun­den andauern­den Kampf musste sich Sask­ia allerd­ings geschla­gen geben, da ihr Angriff, der sie viele Ver­luste in Kauf nehmen ließ, durch geduldiges Vertei­di­gen zum Erliegen kam.

Prokschas ein Jahr jün­gere Schwest­er war Claras Geg­ner­in an Brett 2. Hier spielte Clara mit weiß ein grund­solides Lon­don­er Sys­tem und ließ nichts anbren­nen. Auch wenn sie stets neue Ideen zum Attack­ieren aus­pro­bierte, kon­terte Claras Geg­ner­in diese geschickt, wenn auch nicht ganz ohne Ver­luste. Es resul­tierte ein End­spiel, in dem Clara zwar etwas bess­er stand, sich schlussendlich jedoch mit einem Remis zufriedengeben musste.

Kosti bewies auf Brett 3 ihre Aus­dauerkraft und stellte nach 16 Zügen ihre Dame ein, hielt aber trotz­dem fast 2 Stun­den durch. Vielle­icht war sie es gewohnt, wie beim Reit­sport mit ihrer Stute, ihrer wichtig­sten Dame auch mal ein Päuschen zu gön­nen.

Die unter­halt­sam­ste Par­tie der ersten Runde brachte Tilia aufs Brett. Es ging wild zu; ein Feuer­w­erk an Dro­hun­gen und Chan­cen, bei denen Tilia ihre Geg­ner­in nur so vor sich her­trieb, nur kon­nte sie nichts Zwin­gen­des find­en. Auch Tilia musste sich in ein­er besseren Posi­tion im End­spiel mit einem Remis zufriedengeben.

Es blieb nur wenig Zeit zum Dur­chat­men: Der straffe Zeit­plan stellte wenig zeitlichen Spiel­raum, welch­er mit Analy­sen der Par­tien unser­er Arnoldianer­in­nen befüllt wurde. Dann ging es rasch über zur zweit­en Runde, in der wir auf das Käthe-Koll­witz-Gym­na­si­um aus Berlin stießen.

In dieser Runde spürten unsere Damen die ganze Härte, die kurz aufeinan­der­fol­gende Langzeit­par­tien mit sich bracht­en. Während Turnier- und Vere­insspiele solche gewohnt sind, merk­te man unser­er Mannschaft die Erschöp­fung an. Alle vier Par­tien began­nen erfol­gsver­sprechend, doch schlussendlich schlichen sich nach den bish­eri­gen vier inten­siv­en Stun­den rein­er Konzen­tra­tionszeit bis zu diesem frühen Nach­mit­tag unglück­liche Fehler ein, die bekan­ntlich nur sehr schw­er in diesem Sport aufge­holt wer­den kön­nen. Trotz tapfer­em Kampf kon­nten wir in dieser Runde nicht punkten.

Um den Kopf nach diesem unglück­lichen Start freizubekom­men, trat­en wir einen aus­gedehn­ten Spazier­gang durch Kiel an. Die Zeit dazu war gegeben, denn in der drit­ten Runde hat­ten wir spiel­frei. Ein klas­sis­ches Fis­chbrötchen aus dem hohen Nor­den sollte uns neue Kraft schöpfen lassen. Tilia erwies sich hier als for­madi­bler Guide, als es um die kuli­nar­ischen Finessen der kiemen­be­hafteten Spezial­itäten ging. Auch für unsere Veg­e­tari­erin Clara fand sich eine Option in den „Fish and Chips“ ohne Fisch. Bei her­vor­ra­gen­dem Wet­ter wichen wir den nicht unbe­d­ingt paz­if­stis­chen Möwen aus und genossen die Kiel­er Ostee-Luft, bevor es zurück in die Her­berge ging. Beein­druck­end war, wie sich die Mäd­chen angesichts des anstren­gen­den Turniertages den­noch kaum von den Schachbret­tern tren­nen ließen.

So trat­en wir voller Elan in einem der Freizeit dien­lichen Neben­turnier des soge­nan­nten „Tandem“-Formats mit zwei Zweierteams an: „Team h3“, beste­hend aus Clara und Kosti, benan­nt nach einem Zug, der partout nicht gefun­den wer­den wollte. Unser zweites Team, beste­hend aus Sask­ia und Her­rn Boden­sohn, auch genan­nt „die Schachen­ten“, trat­en eben­falls an, während Tilia sich auf dem Zim­mer erholte. Bei diesem Spaß­turnier kon­nte man die anderen Spielerin­nen und Betreuer genauer ken­nen­ler­nen. Die Stim­mung war aus­ge­lassen, das Turnier kurzweilig und die End­platzierung ehrenwert.

Auch spät am Abend war Schach ein stetes The­ma. Wir gin­gen immer wieder Vari­anten durch, besprachen Ideen und die Mädels zeigten bewun­dern­swerten Kampfgeist und eine beein­druck­ende Auf­nahme- und Konzen­tra­tions­fähigkeit. Der Ausklang des Abends fand sich bei ein­er gemütlichen Runde Karten, in der auch mal weniger inten­siv nachgedacht wer­den durfte; Pause muss auch mal sein.

Son­ntag

Nach ein­er mal wieder etwas zu kurzen Nacht ging es dann gegen 7:30 Uhr zum Früh­stück, bei dem wir noch die let­zten Schachtak­tiken gemein­sam durchgin­gen. Um 9:30 Uhr begann die näch­ste Par­tie gegen das Ottweil­er-Gym­na­si­um aus dem Saar­land. Unsere leicht nervösen Schachspielerin­nen starteten stark und spiel­ten munter auf, sodass unser Brett 1,2 und 4 jew­eils siegre­ich aus dem Saal her­vorg­ing. Nur Kosti erlaubte sich einen kleinen Fehler, der sie die Par­tie kostete. Men­schlich aber passte die Chemie, und so fan­den wir schnell her­aus, dass unsere sym­pa­this­chen Geg­n­er ähn­lich aufgeregt wie wir waren, da auch sie sel­ten Langzeit­par­tien im klas­sis­chen For­mat oder Turnierkon­text spiel­ten. Wir wün­scht­en ihnen viel Erfolg für den weit­eren Ver­lauf und richteten unsere Aufmerk­samkeit unserem näch­sten Geg­n­er zu.

In Runde 5 wur­den wir gegen das Friedrich-Ebert-Gym­na­si­um Sand­hausen gelost, welch­es ein starkes Turnier spielte und gegen einige Favoriten schon Remis holte. Lei­der sahen unsere tapfer­en Mädels hier kein Land: Nach einem lan­gen Kampf in schwieri­gen Stel­lun­gen, gin­gen wir mit 0 Punk­ten aus diesem Mannschaftskampf.

Im Zuge des Nach­mit­tags machte sich wieder die Erschöp­fung bre­it. So lange konzen­tri­erte Denkar­beit zu leis­ten, schlaucht ein­fach. Die Pause war sehr kurz, bis die näch­ste Aus­lo­sung vol­l­zo­gen war: In Runde 6 sollte es gegen das Hochfranken-Gym­na­si­um Naila gehen.

Diese Runde startete stark. Ob es wohl der Kaf­feegeruch aus Kostis Tasse oder die ange­sam­melte Wut der let­zten Runde war; Tilia fegte ihre Geg­ner­in an Brett 4 ger­adezu vom Brett. Durch einen kühlen, kalkulierten Angriff mat­tierte sie ihre Geg­ner­in rasch. 1–0 Arnol­di! Doch die Angst, die frühe Führung herzuschenken, nahm Ober­hand. Gepaart mit der Erschöp­fung des lan­gen Tages, mussten sich unsere anderen drei Damen schlussendlich nach sehr sehenswerten Par­tien geschla­gen geben.

Damit war die Aus­sicht auf ein Trep­pchen­platz geplatzt, nicht aber die Moti­va­tion unser­er Spielerin­nen. Trotz dessen wurde dem näch­sten Tag ent­ge­genge­fiebert – Schach war auch nach den Turnier­run­den ein stetes The­ma und auch heute wur­den wieder Par­tien inten­siv analysiert und weit­er trainiert. Zuerst jedoch stand ein kleines Erhol­ung­spro­gramm an. Zusam­men mit den anderen Teil­nehmern trat­en wir eine Fahrt mit der Fähre nach Fis­chbrötchen-Paradies Laboe an und genossen die frische Ost­see-Luft, sowie die Aus­sicht­en ober­halb und unter­halb der Wasser­ober­fläche. Sog­ar Kosti und Sask­ia traut­en sich „frei­willig“ aufs Boot (dem Hören-Sagen nach gab es hier wohl „trau­ma­tis­che“ Erleb­nisse mit der soge­nan­nten Seekrankheit), da Kosti mit ihrem verse­hentlichen Damenopfer in Runde 3 eine Wette inner­halb unsers Teams ver­lor. Am Ende war die Fahrt harm­los­er als gedacht, und wir kon­nten den Abend bei ein­er ruhi­gen Runde Karten nach Rück­kehr zu unser­er Jugend­her­berge ausklin­gen lassen.

Mon­tag

Abreise­tag! Vor der ersten Runde mussten alle For­malia erledigt wer­den, d.h. es wur­den die Kof­fer gepackt (man kön­nte erstaunt wie entset­zt sein, wie viel Gepäck für 3 Nächte eingepackt wer­den kann), Zim­mer geräumt, üppig gefrüh­stückt und die let­zten Schachtak­tiken durchgeschaut.

Nach einem stres­si­gen Mor­gen ging es schnell ans Brett für die Finale Runde 7 gegen das Char­lotte-Paulsen-Gym­na­si­um Ham­burg. Dass Tilia die let­zten Par­tien Blut geleckt hat­te, zeigte sie auch wieder hier, indem sie kurzen Prozess mit ihrer Geg­ner­in machte. Damit hat Tilia in ihrem ersten Langzeit­turnier eine Wahnsinnsaus­beute von  möglichen Punk­ten erzielt. Grat­u­la­tion! An Brett 3 und 2 set­zten sich die Geschwis­ter Ong aus Ham­burg nach langem Kampf durch. Alle Hoff­nung auf den let­zten Mannschaft­spunkt hin­gen nun an Brett 1, auf dem eine wilde Par­tie stat­tfand – bei­de Königspo­si­tio­nen waren extrem offen. Wer zuerst einen Angriff starten kön­nte, würde sich wohl durch­set­zen. Während Sask­ias Geg­ner­in kurz vor dem Durch­bruch stand, fand Sask­ia eine Lücke, die ihr ein Dauer­schach und damit Remis ermöglichte. Erst später in der Analyse kon­nte wir eine kom­plizierte Vari­ante find­en, mit der Sask­ia vielle­icht sog­ar auf Sieg hätte spie­len kön­nen, doch in ein­er hitzi­gen Par­tie ist so etwas schw­er zu find­en. Mit der knap­pen Nieder­lage been­de­ten wir unser Turnier.

Großes Lob für unsere Spielerin­nen gab es auch bei der Siegerehrung, bei der nochmal her­vorge­hoben wurde, dass allein die Qual­i­fika­tion also die Teil­nahme an der DSM eine schw­er zu über­windende Hürde ist, die alle hier anwe­senden gemeis­tert haben. Auch lassen sich knappe Nieder­la­gen in der Tabelle schw­er her­ausle­sen, weswe­gen weniger der finale Platz als die neuen Erfahrun­gen, die neu gefun­de­nen Fre­unde und das Frö­nen dem königlichen Spiele aus­sagekräftig für unseren ins­ge­samt sehr ereignis­re­ichen, spaßi­gen und munteren Trip in den Nor­den sind.

Ein riesiges Dankeschön an unsere tolle Mannschaft, die nicht nur viel Kampfgeist bewiesen hat, son­dern auch men­schlich wun­der­voll zusam­mengear­beit­et und mit Humor für ein unvergesslich­es Woch­enende bei der Deutschen Schachmeis­ter­schaft 2025 in Kiel gesorgt hat.

Eben­so geht ein her­zlich­es Dankeschön an den Fördervere­in unser­er Schule, der diese Schachreise finanziell stark unter­stützt und damit über­haupt ermöglicht hat. Auf eine weit­er­hin gute Zusammenarbeit!